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Von Augenschmaus bis Zähneklappern – Mit allen Sinnen lesen

Die besondere Ausstellung zur KIBUM 2018

Still versunken sitzt ein Kind vor einem Buch und scheint nichts sonst um sich heum wahrzunehmen – immer noch ein häufiger Anblick in den Bibliotheken. Es sieht dann aus, als würden die Sinne nur noch die gedruckten Worte aufnehmen und wären ansonsten im Ruheszustand. Doch der Eindruck täuscht.

Lesen ist zwar meistens eine stille Angelegenheit. Die großen Abenteuer spielen sich im Kopf ab. Doch damit das geschehen kann, brauchen wir unsere Sinne unbedingt. Erst mal zum Entziffern der Zeichen: Am häufigsten setzen wir dazu die Augen ein, manche Bücher mit Fühlelementen oder Brailleschrift erschließen sich auch über den Tastsinn, andere mit eingebauten Tönen und Geräuschen über das Gehör. Damit die wahrgenommenen Zeichen aber überhaupt Bedeutung bekommen und unser Kopfkino erwacht, müssen wir vorher schon mit unseren Sinnen etwas von der Welt wahrgenommen und erlebt haben. Diese Erfahrungen unterstützen das Lesen.

Für die KIBUM 2018 haben die Veranstalter die spannende Welt der Sinne zum Thema gewählt. Dazu gibt es eine Extra-Ausstellung mit Büchern aus der Stadtbibliothek.

Ein Teil davon sind Sachbücher. Sie beschreiben und erklären die Sinne von Mensch und Tier, nicht zuletzt das Phänomen der Sinnestäuschungen. Experimentier-Bücher geben Anregung und Anleitung, mit den Sinnen und über sie durch Ausprobieren etwas herauszufinden.

In einem zweiten Teil wird eine Auswahl von Erzählungen für alle Altersgruppen gezeigt. Manche handeln von Menschen, die ganz besondere sinnliche Fähigkeiten, manchmal sogar übersinnliche und unheimliche haben, und davon, wie sie diese nutzen, weil sie z.B. Tier- und Pflanzenstimmen hören oder die Zukunft vorhersehen können. Andere erzählen z.B. davon, wie jemand, bei dem einer der üblichen Sinne, z.B. das Gehör, eingeschränkt ist oder fehlt, sich die Welt auf seine eigene Weise erschließt.

Ein dritter Teil zeigt Bücher, die schon als solche ein besonderes „sinnliches Erlebnis“ sind. Sie haben z.B. Tastelemente, mechanische und digitale Geräuschfunktionen oder sind durch ihre spektakuläre Bebilderung ein wahrer „Augenschmaus“.  Auch „Mitmach-Bilderbücher“ gehören dazu: Die muss man beispielsweise schütteln, pusten, drücken usw. um eine Geschichte zu verfolgen.

Das Veranstaltungsprogramm der KIBUM macht diese Bücher einem größeren Publikum unmittelbar sinnlich erfahrbar. Geschichten kommen auf die Vorlesebühne oder werden gespielt, bildlich gestaltet und getanzt. Klassen und Gruppen beschäftigen sich schon im Vorfeld und während der KIBUM damit und präsentieren ihre Ergebnisse. Das unerschöpfliche Thema würde für mehrere Kinderbuchmessen reichen.

Und was ist nun das sinnlichste Lesererlebnis schlechthin? Das muss jeder für sich selber überlegen und ausprobieren. Vielleicht das?: Am Fluss liegen, das Plätschern hören, Wind auf der Haut spüren, aus der einen Hand Pfirsiche essen, mit der anderen das sonnenbeschienene Buch halten und komplett in einem Abenteuer versinken….